Bericht über eine unvergessliche Reise – mit der Transsib von Peking nach Moskau

Begegnet man einem/r der Teilnehmer/Innen der 18-tägigen Reise mit den Wiesbadener NaturFreunden, so gerät er bzw. sie noch jetzt ins Schwärmen. Eigentlich fing es damit an, dass ein (neues) NaturFreundemitglied sich mit einem Vorstandsmitglied unterhielt und dabei fragte, es wäre doch schön, wenn die NaturFreunde eine Reise mit der Transsibirischen Eisenbahn organisieren könnten? Dass dies nicht nur der Traum einer Person war, sondern viele den Wunsch hegten diese Reise in die Ferne zu unternehmen, belegt die Zahl von insgesamt 24 Reiseteilnehmer/Innen.

Gestartet wurde die Reise mit einem Flug über München nach Peking. Gleich nach der Ankunft ging es schon los, mit einer Rikscha Tour durch verwinkelte Gassen der chinesischen Hauptstadt, mit traditionellen chinesischen Häusern und mit einem anschließenden Abendessen bei einer Gastfamilie einschließlich kleinem Kochkurs.

Der nächste Tag bot gleich 2 Höhepunkte: die chinesische Mauer bei Huangyuguang und die Ostgräber, in denen die Herrscher der Quing Dynastien begraben wurden. Der Besuch dieses Abschnittes der Mauer und der Gräber war insofern eine gute Wahl, als dass dieser Teil touristisch nicht überlaufen ist, die große Mauer ohne die sonst so störenden ‚Hallo-Händler’ erklommen werden konnte und der Besuch des Grabes der Kaiserinwitwe Ci Xi (sie regierte von 1875 bis 1908) uns den Roman ‚Hinter den Mauern von Peking’ von Hans Dieter Schreeb in Erinnerung rufen konnte.

Zum Programm eines Peking Aufenthaltes gehören selbstverständlich auch der Besuch des Himmelstempels, der Verbotenen Stadt (dem Sitz der früheren chinesischen Kaiser) und das Verspeisen einer Peking Ente.

Nun, am 4. Tag der Reise, ging es endlich auf den regulären Zug in Richtung Ulan Bator. Eindrucksvolle Bergketten, Flüsse, Seen, ländliche Gegenden mit bäuerlichem Leben Großstädte und immer wieder die chinesische Mauer begleiteten uns. Langweile konnte nicht aufkommen.

Und am nächsten Morgen, nachdem die Grenze zwischen China und der Mongolei überschritten wurde (die Wagen wurden auf die breitere Spur des mongolischen und russischen Schienennetzes nachts an der Grenze umgebaut), ging die Reise durch die Wüste Gobi. Entlang der Strecke sahen wir Nomadensiedlungen mit den traditionellen Jurten, Kamelherden und kleine Karawanen mit dem Umzugsgut der Nomaden. Allmählich folgte ein Wechsel von Wüsten- zu Gebirgslandschaft.

Ulan Bator selbst bietet neben der sehr nostalgischen Präsentation der Saurierskelette im Zentralmuseum, einem großen Platz im Stadtzentrum und dem am Stadtrand gelegenen, sehenswerten buddhistischen Gandan Kloster auf den ersten Blick wenig Touristisches. Wir sollten eines Besseren belehrt werden. Vor dem Abendessen besuchte ein Teil der Gruppe eine Folklore Show. Die vor der Aufführung vorhandene Skepsis wich der Begeisterung. Traditionelle Bekleidung wurde ebenso gezeigt wie aus dieser entwickelte moderne, prächtige tragbare Abendgarderobe. Die Show wurde ergänzt durch die Darbietung akrobatischer Kunststücke und klassischer mongolischer Musik.

Das Abendessen wurde in einem Mongolengrillrestaurant eingenommen. Hierbei stellt sich jeder seine Zutaten für das Essen selbst zusammen und gibt dies dann zum Braten auf einer großen stählernen Grillplatte an die Grillmeister ab.

Der Höhepunkt des kurzen Aufenthaltes in der Mongolei sollte jedoch noch folgen: der Ausflug in den 70 km entfernten Terelj Nationalpark. Was uns hier an landschaftlicher Schönheit geboten wurde ist mit Worten kaum zu beschreiben. Unendliche Weite, bizarre Gebirgsformationen aus denen mythische Figuren heraus gesehen werden konnten, den Schildkrötenfelsen und den Kamelfelsen bei herrlichem Wetter zu genießen war für alle unvergesslich. Bedauerlich, dass der Aufenthalt mit knapp 2 Tagen und einer Übernachtung in einer Jurte knapp bemessen war.

Weiter ging es mit dem Zug in Richtung Baikalsee nach Irkutsk, wo wir zur Weiterfahrt mit dem Bus nach Listvjanka erwartet wurden. Die Übernachtung in einem einfachen aber zweckmäßigen Chalet erwies sich im Vergleich zu dem was danach folgte für manche als 4-Sterne Luxusappartement. Aber der Reihe nach. In Listvjanka, am Fluss Angara, dem Abfluss des Baikalsees, gelegen, befindet sich ein Museum des Limnologischen Instituts. Hier sind in verschiedenen Aquarien die im See lebenden Fische und Robben zu beobachten und es gibt viele Informationen über die geologische Beschaffenheit der Region und vor allem des Sees. Die traditionellen sibirischen Holzhäuser Listvjankas sind umgeben von herbstlichen Wäldern und dem kristallklaren Blau und Silber spiegelnden Baikalsee.

Im Sommer nur mit dem Boot, im Winter mit dem Auto über den zugefrorenen See, ist das nur 40 Einwohner zählende Dorf Bolshe Koty zu erreichen, wo wir 2 Nächte verbrachten. Nur die entzückende Umgebung und das spätsommerliche Wetter (besonders Wagemutige nutzten die Gelegenheit zu einem Bad im See) entschädigten einige der Teilnehmer, die nicht das Glück hatten, in dem für die Gruppe zu kleinen Chalet zu übernachten. Auf sie warteten Zimmer und sanitäre Einrichtungen, die für Westeuropäer mehr als zu Wünschen übrig ließen. So bestand die Waschgelegenheit für 4 der Teilnehmer aus einem Gartenschlauch in einer verrosteten Gießkanne im Garten; 4 weitere Teilnehmer hatten als Toilette ein großes quadratisches Loch mit einer frei hängenden Klosettbrille (sie war nur an der Wand angeschraubt und vorn durch eine Latte abgestützt).

Das Tragflügelboot brachte uns zurück zu einem Besuch des Freilichtmuseums Talzy. Hier werden anhand einer umfangreichen Sammlung von Holzhäusern samt Einrichtung die verschiedenen Epochen der Geschichte Sibiriens in den vergangenen Jahrhunderten gezeigt.

Nach einer Nacht in Irkutsk, die renovierten Zimmer in den oberen Stockwerken hatten sogar fließendes warmes Wasser (aber nur am Vortag), folgte dann die letzte Etappe der insgesamt fast 8.000 km langen Bahnfahrt; zu gerne hätten wir noch die Gelegenheit wahrgenommen, uns den Markt in Irkutsk anzusehen aber die Zeit reichte nicht.

Die 4 Tage dauernde Fahrt des Abschnittes Irkutsk – Moskau führte durch unendlich erscheinende Birkenwälder und riesige landwirtschaftlich genutzte Flächen. Wir fuhren vorbei an Novosibirsk, Omsk, Jekatarinenburk (früher Swerdlowsk), passierten am Ural die Grenze zwischen Asien und Europa, bevor wir Moskau erreichten.

Zu kurz war die Zeit um alle Moskauer Sehenswürdigkeiten ansehen zu können. So beschränkten wir uns auf das Neujungfrauenkloster, die Erlöserkathedrale und den Roten Platz mit der Basiliuskathedrale und das Kaufhaus Gum. Auf einer ausführlichen Fahrt mit Umstieg an mehreren Stationen konnten wir die Pracht der Moskauer U-Bahn erleben, bevor es zum Rückflug nach Frankfurt zum Flugplatz ging.


Die Reise wurde über den Veranstalter TSA - Travel Service Asia Reisen - (www.travel-service-asia.de/) durchgeführt.Die Idee für diese Reise und die Leitung während der Reise hatte unser NaturFreund Werner Wahler.

Loblied auf unseren Werner
von Günter Retzlaff

Als Werner Wahler lobesam
Nach China einst gezogen kam
An der Spitze einer Meute
Darunter kühne Reitersleute
Welche auf Pferden und Kamelen
Gewohnt, der Welt die Schau zu stehlen
Die Mongolei zum Staunen brachten
Auch sonst noch manchen Unfug machten
Da erscholl’s in weiter Runde
Werner ist der Mann der Stunde!

Mit Gleichmut und mit Übersicht
Auch mit persönlichem Verzicht
Führt’ er die Expedition
Mit Günter’s und mit Über-Sohn
Nach Moskau hin mit hellem Sang
Was bisher selten noch gelang
Zwar zwischendurch gab es Gefechte
Gegen des Wodkas finst’re Mächte
Man sah zur Rechten und zur Linken
Manch braven Zecher niedersinken
Doch siegreich war die Gegenwehr
Zum Schluss war Lothars Flasche leer.

Wie sonst sie noch die Welt antrafen
Das hielten tücht’ge Fotografen
Auf Tausenden von Bildern fest
Wie es sich kaum beschreiben lässt
Ein Highlight war der Baikalsee
Smaragde gab es dort wie Schnee
Auch die Transsib muss man erwähnen
Vor Rührung flossen dort die Tränen
So ungewohnt war der Komfort
Dass niemals man die Lust verlor
Auch in Mongolens Unterwelt
Wagte sich manch kühner Held
Erlebte, wie man dort den Zoll
Mit Tricks beschiss, das war ganz toll.

Zum Schluss: wir konnten viel erleben
Wer das nicht schätzt, der liegt daneben
Viel Harmonie und niemals Zank
Lieber Werner, vielen Dank!


Werner auf Reisen
Managerr of ourr Grrroup! (O-Ton Moskau)
von Gabi Thomas (Werners ‚anner Gabi’)

Um die Schönheit der Länder zu preisen
Ging Werner mal wieder auf Reisen
Ziel eins war das Land der Chinesen
In dem er schon mehrfach war gewesen
Nun singt er chinesische Weisen.

Die Hauptstadt war die Freude pur,
für ihn und Freunde der Natur
Lu zeigte uns ganz tolle Ecken
Die die Chinesen sonst verstecken
Doch für uns da war gar nichts tabu.

Lu führte uns in die Hutongs
Viel spannender noch als die Bronx
Durften hinter die Türen wir schauen
Und sehen wie Chinesen heut’ bauen
Mit Eisen und Stahl und Betons.

Nicht einer der Gruppe war sauer
Als sich beim Besuch jener Mauer
Der Himmel mit Donner und Regen
Entlud, denn Regen bringt Segen
Zur Freude chinesischer Bauern.

Beim Aufbruch in Peking gab’s Kummer
Doch zum Glück hatte Gundi die Nummer
Konnt’ ihr Konto fremdem Zugriff entreißen
Dem Langfinger konnt’ sie was ---------- beweisen
Der Dieb war ein hoffnungslos Dummer.

In der Hauptstadt jener Mongolen
Musste man sich die Stiefel holen
Straßen und Häuser waren defekt
Doch uns’re Begeisterung wurde geweckt
In Terelj konnt’ die Sterne man holen.

Marita und Hajo zu Pferd
Das war diese Reise schon wert
Doch dies Ereignis ward getoppt
Als Günter das Kamel gestoppt
Das Tier hat sich nur kurz gewehrt.

Danach ging’s zum Zug nach Irkutsk
Da haben wir reichlich gestutzt
Was in dieser Nacht wohl an Decken
Und Waren - zu fraglichen Zwecken
Doch der Zoll hat sie reichlich geputzt!

Ein Bus brachte uns nach Listwjanka
Dort gingen wir erst mal vor Anker
Und Werner – der Waschfrau ist’s peinlich
Ist sehr typisch deutsch und sehr reinlich
Bringt sein Polohemd, Größe XL
Zum Waschen und wundert sich schnell
Es wundert sich auch sein Weibchen
Denn zurück bekommt er ein Leibchen.

Den Verlust für ihn kompensieren
Wollen wir uns sehr gern engagieren
Damit die Reise sich lohne
Und Werner nicht oben ohne
Im Flieger der Lufthansa friert
Hat der Weg uns ins Kaufhaus geführt (GUM!)

So bleibt uns dann nur noch zu hoffen
Das wir Größe und Farbe getroffen
Dass das Hemd uns’rem Werner gefällt
Und reist er damit um die Welt
Dann hoffen wir auf Werners Glück
Er kriege es auch immer zurück!

Von Listwjanka bringt uns ein Boot
Nach Bolshye Koty, doch die Not
Im Chalet war wirklich enorm
Man verlor schon beim Anblick die Form
Ein freitragend-Freiluft-Klosett
Und dann noch so weit weg vom Bett
Das war nicht der rechte Komfort
Das Bad im Baikal zieht man vor.
So mancher - vom Baikal gestählt
Zieht erfrischt und verjüngt in die Welt.

Im Irkutsk-Hotel, 9. Stock
Hat so mancher einen heftigen Bock
Auf ein Bad in lauwarmer Brühe
Doch am Morgen in aller Frühe
Kommt erneut der Kaltwasser-Schock!

Das bleibt nicht die einzige Panne
Das Personal hatte nichts auf der Pfanne
Drei Essen für die aufrechten Sieben
So mancher ist hungrig geblieben
Im Service ist arg Not am Manne.

In Moskau treffen wir Vera
Mit ihr tun wir uns ungleich schwerer
Sie entzieht uns den Bus und wir laufen
Durchs GUM um einzukaufen
Die Metrofahrt schweißt uns zusammen
So kommen wir mit einigem Bangen
Dann doch noch ins Iz-mail-Beta
An dem Abend wird’s etwas später.

Am Montag folgt der Crash-Kurs in Metro
Die Stationen sind wirklich sehr Retro
Im Stau geht’s nach Scheremetjevo
Dort warten die blau-gelben Leute
Der Lufthansa auf uns’re Meute
Und pünktlich um 18Uhr10
Ist die Heimat im Regen zu sehen.

Es war eine ganz tolle Reise
Die jeder auf eigenste Weise
Sich setzen lässt, auf dass sie wirke.
Und sehen wir künftig `ne Birke
Dann denken wir an Transsibirien
Und fallen sofort in Dilirien
Sind begeistert und denken nur noch
Gabi und Werner – sie leben hoch!


Vorschau:

Donnerstag, 17. April
Bilder einer unvergesslichen Reise -
mit der Transsib von Peking nach Moskau

Beginnend in der chinesischen Hauptstadt Peking, zog es eine Gruppe von 24 NaturFreunden in die einmalige, prächtige Bergwelt des Terelj Nationalparks in der Mongolei, an den kristallklaren Baikalsee, durch die endlose Weite der Taiga bis nach Moskau.

Die fast 8.000 km lange Zugstrecke, die mit Unterbrechungen und in 3 regulären Zügen zurückgelegt wurde, bot so manche Überraschung. Neben der Begegnung mit Schmugglern, dem Speisen im wundervoll kitschigen mongolischen Speisewagen (Made in Germany), war jedoch ausreichend Muße vorhanden, um die vorbeiziehende Landschaft zu genießen. Nicht nur die Zugfahrt war eindrucksvoll, auch die Aufenthalte in der Mongolei (Übernachtung in einer Jurte) und am Baikalsee (Waschgelegenheit am Gartenschlauch und Gießkanne im Freien) sorgten für Abwechslung und ausreichend Gesprächsstoff.

In einer Diashow hat Heinz Aatz seine Eindrücke von dem einzigartigem Reiseerlebnis festgehalten und präsentiert diese am Donnerstag, den 17. April 2008 ab 19:00 im Raum 21 in der Villa Schnitzler, Biebricher Allee 42, Bushaltestelle Nußbaumstraße der Linien 4/14.

Eine Veranstaltung der Wiesbadener NaturFreunde in Kooperation mit der Volkskochschule Wiesbaden.

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