Dalmatien

Dalmatien
Bericht über eine NaturFreunde-Wanderreise in Vers-Form

Ach, was ist das Leben schick, gibt a Ruh die Politik.
Vera legt die Ämter nieder und hat ihre Freiheit wieder,
muss nie mehr auf Ferien warten, darf mit ans Meer zu den Kroaten
zusammen mit den Freunden fahren, das erste Mal seit vielen Jahren.

Espresso ist es, den sie liebt und zum Glück am Bahnhof gibt.
Doch in der S-Bahn, welch ein Schreck: Das Geld ist weg! Das Geld ist weg!
Schnell retour und nach Wiesbaden, fragen in dem Bäckerladen.
Sie glaubt ans Gute, wie die Kinder, und hofft auf einen ehrlich Finder.

Sie fragt die Aufsicht von der Bahn, auch dieses ist umsonst getan.
Der Ausweis fehlt, EC-Card auch. Welch Zorn kommt auf in ihrem Bauch.
Die Spatzen pfeifen von den Dächern: Sie ward ein Opfer von Verbrechern.
Leicht getrübt der Urlaubsspaß, doch Vera holt den Reisepass,
eilt mit dem Taxi zum Airpórt, checkt pünktlich ein und fliegt dann fort
nach Süd-Osten, Ziel Kroatien, genau gesagt, Split in Dalmatien.
Transfer noch, und zur Abendsonne: Hotel Laurentum, welch eine Wonne.

Im Restaurant gibt’s, könnt ihr’s raten? Pürree, Erbsen, Schweinebraten.
Der nächste Morgen lässt uns bangen, die Sonne weg, es ist verhangen.
Dem Frühstück folgt ein erstes Wandern von Túcepi zu einem andern
schön gelegenen Badeort, davon gibt’s mehr, von dieser Sort.

Nach Mákarska wir uns bewegen auf Küstenwegen durch den Regen.
In ein schönes Restaurante führt uns der Guide, es ist der Ante.
Kennt im Umkreis jede Schnecke, wohnt nicht weit, nur um die Ecke.
Werner lässt ein Essen springen, will zum 1. Mai was singen.
Auf’s Haus wird noch ein Schnaps kredenzt, doch der Gesang, er bleibt begrenzt.

Des Abends kommt frisch auf den Tisch recht winzig ein Makrelenfisch
mit Mangold, wie’s die Vera mag, und am End‘ von diesem Tag
geht der harte Kern vom Haufen in die Nachbarkneipe saufen.
Nein ! Das wird hier bestritten, ein Gläschen nur, ich darf schon bitten.

Dragan, „Liebling“ und nicht Drachen, mit dem wir einen Ausflug machen,
kennt Deutschland gut von Kindheit her, schwätzt ohne Paus‘ so manche Mär.
So sind die Kroaten von der Idee in Flammen, dass sie dereinst aus Persien stammen.
Im jungen Staat noch reich vorhanden: Freud und Leid der Familienbanden.
Wie am Eingang zu den Höllen riecht Split mit seinen Schwefelquellen.
Hier hat der Kaiser hingebaut, damit sie nicht mehr juckt, die Haut,
den Palast für seine Rentnerzeit, und auch sein Gärtlein ist nicht weit.
Der Kaiser pflegt die Grünkohlzucht, hat Politik nie mehr gesucht.

Das Meer ist grau, der Himmel finster, an dem Berghang gelb der Ginster.
Zum Abendessen gibt’s ein Wiener, nein, ein Schnitzel Dalmatiner
Art, und als Dessert ‘nen Beutel Wind. Ach, kein Kellner kommt geschwind
zum Abschluss den Espresso reichen. So müssen wir zur Kneipe weichen.

Ab und an die Erd‘ will beben. Oh, das kostet manches Leben
in den Dörfern hoch am Berge. Die Menschen fühlen sich wie Zwerge.
Sehr viele müssen ihr Dorf verlassen, Haus, Hof und Garten, enge Gassen,
ziehen nach unten, direkt ans Meer, denn die Piraten, die gibt’s nicht mehr.

Wir Touris aber wollen genießen Aussicht und wie die Blumen sprießen,
streben nach oben, hoch hinaus, kehren ein zum Schinkenschmaus.
Nicht jeder kann hinunter laufen, muss erst neue Schuhe kaufen.
Denn wer Schuh‘ hat und nicht Sohlen, dem ist gleich, sie wären gestohlen.

Im Canyon ruft der Schilfrohrpieper, pass auf, sonst beißt die Nasenviper.
Im Bötchen hat – nicht ganz geheuer – die Deli fest im Griff das Steuer.
Auf Kuna-Jagd geht der Uhú, doch shooting star sind Marions Schuh.
Am Wegrand schluchzt die Nachtigall. Im Konoba das Mittagsmahl
mit Wein und Schnaps und Kirschlikör. Dem Dichter fällt das Reden schwer.
Kein Bier vor vier, wenn das nicht wahr ist. Zum Abend gibt es Calamaris.
Espresso wird ganz fix gebracht. Wer hätte das zuvor gedacht?

Ja, es hebt die Stimmung viel der Abendsonne Farbenspiel.
Unser Guide, das ist ein Doofer. Das zeigt sich im Biokova.
Den Einstieg hat er wohl verpennt, hilflos er durch die Gegend rennt.
Den Werner packt die nackte Wut: „Der Weg ist nur für Mufflons gut!“
Braunbärn tanzen Bossa nova, da geht was ab im Biokova.

Die letzte Stunde, lateinisch „hora“, dem Fischer schlägt bei einer Bora.
Nach Brac die Fahrt haben wir verschoben, bis nicht mehr die Wogen toben.
Grappa am Morgen für den, der will, quer durch die Insel und Fisch vom Grill.
Den Rest vom Mahl kriegen andere Fische. Zum Baden lockt des Meeres Frische.

Der letzte Tag beginnt mit Muße. Nach Marrakesch geht Tom zu Fuße,
diesmal im schönsten Sonnenschein. Die andern kehren zum Eise ein.
Entzückt wir noch durch Trogir schlendern, viel, viel zu kurz, wir könn‘s nicht ändern.
Die Gruppe dankt dem Werner Wahler, sie sagt’s kroatisch, mit einem „Hvala!“.

Gerhard Uebersohn

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